Kolpingfamilie Wiesbaden-Biebrich
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Chronik Der Vorstand Adolph Kolping Das Kolpingwerk
   

  

Chronik im Zeitgeschehen der Kolpingfamilie Wiesbaden-Biebrich

Im Jahr 1813 wurde Napoleon in der Völkerschlacht bei Leipzig geschlagen und zum Rückzug gezwungen. Danach wurde 1814 auf dem Wiener Kongress die europäische Landkarte neu geordnet.

In diese Situation hinein wurde Adolph Kolping in Kerpen, westlich Köln, am 8. Dezember 1813 geboren. Seine Eltern waren arm, gläubig und fürsorglich. Der Vater war Schäfer bei einem nahen Hofgut. Da Kolping schwächlich und oft krank war, machte er eine Lehre als Schumacher. Nach der Gesellenprüfung ging er auf berufliche Wanderschaft. Er lenrte die Gesellen kennen, die kein Ansehen genossen, mittellos und bindungslos waren. Adolph Kolping gelang nach einem Selbststudium die Aufnahme in das Gymnasium in Köln. Da war er bereits 23 Jahre alt. Nach dem Abitur mit besten Noten nahm er 1841 sein Theologie- studium in München auf, danach studierte er in Bonn und Köln. Beim Einzug in die Minoritenkirche zu seiner Priesterweihe teilte ihm sein Bruder mit, dass sein Vater in der vergangenen Nacht gestorben sei.

In dieser bewegten Zeit hat Goethe seinen „Faust“ vollendet. Die erste Eisenbahn fuhr von Nürnberg nach Fürth. Die durch Armut und Ungerechtigkeit hervorge- rufenen Unruhen der Weber in Schlesien wurden niedergeschlagen.

Kolping trat seine erste Kaplanstelle in Elberfeld ( im heutigen Wuppertal-Elberfeld ) an. Ein Schreinermeister namens Thiel bildete in seiner Werkstatt einen Gesellenchor, um die Laurentius – Prozession zu verschönern; die Leitung übernahm Lehrer Breuer. Diese katholisch geprägte Gruppe blieb auch danach zusammen, gab sich Statuten und war damit der erste Gesellenverein im Jahre 1846. Ein Jahr später wurde Adolph Kolping zu dessen Präses gewählt und zwei Jahre danach wurde er zum Domvikar am Kölner Dom berufen.

Hier in Köln und in vielen Städten des Rheinlandes, später in Mainz und ganz Deutschland gründete er Katholische Gesellenvereine. Ab 1854 gab er die „Rheinischen Volksblätter“ heraus. Er wirkte und kämpfte als Priester, Journalist und Volksschriftsteller für soziale Verbesserungen auf christlicher Basis.

Adolph Kolping wurde 1858 zum ersten Generalpräses gewählt und bald darauf zum Rektor der Minoritenkirche bestellt. Nur 52-jährig starb Adolph Kolping am 4. Dezember 1865 in Köln.

Zu diese Zeit gab es bereits 24 600 Mitglieder in 418 Vereinen im In- und Ausland.

Adolph Kolping war Priester, Seelsorger, sozialer Erzieher, Organisator, Verleger, Mitbegründer und Bauherr von Gesellenhäusern und –heimen, Initiator und Gründer der Handwerker-Krankenkasse, der Spar- und Darlehenskasse, der Arbeitsvermittlung und der Wanderfürsorge.

Adolph Kolping wurde durch sein Elternhaus grundlegend geprägt. Er erkannte sehr früh, dass die soziale Gesellschaft der starken, christlichen Familie bedarf. Er wollte die Veränderung der Gesellschaft durch Veränderung der Menschen mittels religiöser, sozialer, beruflicher und politischer Bildung.

Sein Programm fasste er zusammen in der Forderung an seine Gesellen:

  • Religion und Tugend
  • Eintracht und Liebe
  • Arbeitsamkeit und Fleiß
  • Frohsinn und Scherz

 

 

Was hat nun Adolph Kolping mit Biebrich zu tun?
   

Ob er die kleine katholische Gemeinde in dem aufstrebenden Industrieort, die ihre Gottesdienste ab 1823 in der Kapelle unter Rotunde des Biebricher Schlosses abhielt, kannte, wissen wir nicht. Jedoch besitzt unsere Kolpingfamilie einen handgeschrie-

benen Originalbrief von Adolph Kolping mit dem Datum vom 15. April 1851. Der uns erhaltene Brief wurde an Herrn Kaplan Küppers-Deutschmann nach Aachen gesandt.

„Herr Küppers war Hauslehrer bei dem Grafen von Barrenheim, der in spanischen Diensten stand. Er begleitete die Familie nach Spanien, wo er als „Der Deutsche Mann“ galt, daher Deutschmann. Danach leitete er ein Institut in Aachen.“ Herr Küppers-Deutschmann hatte den Brief in seinem Gepäck, als er am 1. Januar 1869 zum zweiten katholischen Pfarrer von Biebrich berufen wurde. „Der Brief fand sich bei der Durchsicht der Akten im Pfarrarchiv“ ( Kolpingsblatt Nr. 29, Seite 228 vom 17.7.1910 ). Der Brief wurde 1961 auf dem Dachboden des Pfarrhauses nochmals entdeckt.

Als Domvikar forderte der Gesellenvater zumindest in diesem Brief nicht zur Gründung eines Gesellenvereins auf, sondern es ging um Lieder, die zum Druck eines Gesangbuches nach Neuss geschickt wurden, außerdem um seine Reisetätigkeiten und seinen Gesundheitszustand.

In Deutschland gab es in den letzten Lebensjahren Kolpings noch einige bemerkenswerte Ereignisse. Das „Kommunistische Manifest“ von Marx und Engels wurde 1848 veröffentlicht. Der erste Deutsche Katholikentag fand in Mainz statt. Die Nationalversammlung tagte erstmals 1848 in der Paulskirche in Frankfurt. Ernst Litfaß stellte in Berlin seine erste Anschlagsäule auf. Otto von Bismarck wurde 1862 preußischer Ministerpräsident und Außenminister.

Erst 1880, also erst nach dem Tode Adolph Kolpings, wurde der Kölner Dom vollendet. 1891 trat eine Gewerbeordnung in Kraft mit dem Arbeitsverbot für Kinder unter 13 Jahren; Frauen durften nun nur noch 11 Stunden täglich arbeiten.

Der Otto- und er Dieselmotor waren erfunden und 1901 ging der erste Mercedes-Kraftwagen in Serie. Die Wandervogelbewegung wurde gegründet und der Betrieb der Wuppertaler Schwebebahn konnte aufgenommen werden.

1901 wurde die Biebricher Pfarrkirche Sankt-Marien 25 Jahre alt. Die jetzige Straße der Republik erhielt durch den Abbruch des Borkholder Hofes den direkten Anschluss an die Biebricher Allee und die untere Rathausstraße wurde mit der Rheingaustraße verbunden.

Genau am 31.Juli 1901 wurde der Katholische Gesellenverein Biebrich gegründet. Eine Gründungsurkunde gibt es nicht mehr, jedoch erschien in der „Biebricher Tagespost“ vom 30. Juli1901 die Einladung zur Gründungsversamm- lung, und bereits im Kolpingblatt, Nr. 37, Seite 3, vom 15. September 1901 wurde bestätigt, „dass sich in Biebrich am Rhein ein Gesellenverein unter dem Präsidium des Herrn Pfarrers Nickolai gebildet hat“.

Joseph Nickolai war von 1893 bis September 1898 Kaplan in Sankt-Marien, von September 1898 bis 1909 Pfarrer in der Filialkirchengemeinde Herz-Jesu
(1906 Erhebung zur selbstständigen Pfarrgemeinde) der Pfarrei Sankt-Marien unter Pfarrer Küppers-Deutschmann, und von 1909 bis 1919 war er selbst Pfarrer von Santk-Marien.

Durch die frühere persönliche Beziehung zu Adolph Kolping, seinem Wirken und Gedankengut, wird in diesen beiden herren der Entschluss gereift sein, einen Gesellenverein in Biebrich zu gründen.

Die jungen Männer kamen in dieser Gemeinschaft zusammen, um Anregung und Verpflichtung zu einem tatkräftigen religiösen und bürgerlichen Leben zu erhalten. Auf dem Bild der Gründer sind bereits 34 Personen zu sehen. Vom ersten Tag an war das „Sankt –Josefs-Haus“ das Vereinslokal, in dem die zwei Zimmer über dem Eingang für wandernde Gesellen freigehalten wurden. Die Biebricher Gesellen werden gleich zu Beginn das „Kolpingsblatt“ erhalten haben, denn seiß dem 1. Januar 1901 erschien dieses Vereinsorgan.

Schon zwei Jahre später wurde das Kolpingdenkmal vor der Minoritenkirche in Köln enthüllt.

Aus den Anfangsjahren ist wenig überliefert, doch gab es neben der religiösen und beruflichen Bildung bereits ein geselliges Leben im Josefshaus.

„Am Morgen des ersten Stiftungsfestes wohnten die Vereinsmitglieder dem Hochamt bei, und abends fand eine Festversammlung statt. Diese wurde von dem hochwürdigen Herrn Präses Pfarrer Nickolai geleitet.

Der Vizepräses brachte den Fahnenfonds in empfehlende Erinnerung. Theaterstücke, Gesangs- und Musikvorträge hielten die fröhliche Kolpingkorona noch lange bei –sammen.“ ( Beilage zum Kolpingblatt, Nr.36, vom 7. September 1902 ).

Der kleine Biebricher Gesellenverein wird eisern gespart haben, um die handgestickte Fahne endlich am 24. Juli 1910 in einer feierlichen Messe weihen zu lassen. (Vorschau im Kolpingsblatt, Nr. 29, Seite 228, vom 17. Juli 1910 ). Dieses wertvolle und würdige Utensil ist uns erhalten geblieben.

„Anno 1913 zählte der Gesellenverein 30 aktive Mitglieder und 28 Ehrenmitglieder“. „Die wöchentlichen Versammlungen waren wegen der lehrreichen Vorträge meist gut besucht, welche Herr Präses Kaplan Hölzer und einige Lehrer hielten. Der Ehrenpräses Herr Pfarrer Nickolai ermahnte anlässlich der Generalversammlung die Mitglieder zu tapferer, treuer Vereinsarbeit, zur Einigkeit und Pflege wahrer Freundschaft. Er wies besonders auf die zahlreichen Gefahren hin welchen die männliche Jugend unserer Stadt ausgesetzt ist und betonte, wie notwendig es ist, dass sich die katholische Handwerkerjugend zusammenschare unter dem Banner Kolpings zum Schutz gegen unsere Feinde und zum eigenen Nutzen für Leib und Seele“. (Kolpingsblatt, Nr. 19, Seite 149/150 vom 11.Mai 1913).

Mit der Weimarer Verfassung von 1919 wurde die Gleichberechtigung von Männern und Frauen sowie das aktive und passive Wahlrecht für Frauen eingeführt.

In der Chronik der Sankt-Marien-Gemeinde ist 1928 zu lesen, „dass das Vereinswesen nach dem ersten Weltkrieg (1914-1918) vollständig darnieder lag.“ Und dennoch war es wieder der Gesellen-verein, der sich aktiv um das Gemeindele-ben bemühte. So halfen die Gesellen bei der Durchführung der Fronleichnamspro-zession und bei der Gestaltung der Pfarrfa-milienfeiern. Beliebt waren die Theaterauf-führungen, so z.B. anlässlich des 20. Stift-ungsfestes das Schauspiel ,, Der Frei- schütz“. Diese Aufführungen sind nur mit den Damen des Marienvereins möglich gewesen, worauf sich einige Ehen gründeten. Ebenso gründeten 1921 die Mitglieder des Gesellenvereins den katholischen Sportverband DJK (Deutsche Jugendkraft).

Das 25. Jubiläum wurde mit einem feierlichen Hochamt begangen, woran sich eine akademische Feier anschloss, in der unter anderem der katholische Kirchenchor Herz-Jesu sang. Nach der Festandacht gab es einen beachtlichen Festzug durch Biebrich, danach ein Gartenfest am Josefshaus und schliesslich begann um 18.30 Uhr die Festversammlung, die Senior Alfred Schandua und Präses Kaplan Calmano eröffnete. Im Festprogramm finden sich 19 Programmpunkte, unter anderem Darbietungen des katholischen Kirchenchores Sankt-Marien und der Deutschen Jugendkraft.

Der Biebricher Gesellenverein fungierte als Patenverein für den Kiedricher Gesellenverein, dem auch grösstenteils die erste Fahne gestiftet wurde ( Protokollbuch Kiedrich, 1926 ).

In diesem Jahr 1926 wurde der Selig- sprechungsprozess für Adolph Kolping eingeleitet. Zwei Jahre später wurden das Kolpingzeichen und das Kolpingbanner eingeführt.

Ebenfalls 1926 wurde die selbstständige Stadt Biebrich nach Wiesbaden eingemeindet.

 Neben seinen eigentlichen Aufgaben richtete der Gesellenverein ( 1931 waren es nur 20 aktive und 12 inaktive Mitglieder ) in den wirtschaftlich schweren Jahren bis 1933 eine Selbsthilfe unter den Mitgliedern ein, indem die nur vom Stempelgeld lebenden Mitglieder mit Lebensmitteln und Kleidung unterstützt wurden. Durchreisenden Gesellen wurde kurzfristig Unterkunft gewährt und ein Verzehrgeld gegeben, sowie Geborgenheit und Bildung geboten.

Allein 1931 gab es in Deutschland 5,5 Millionen Arbeitslose. Die deutschen Bischöfe verboten den Katholiken den Beitritt zur NSDAP ( Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei ) und deren Gliederungen.

Im Juni 1933 fuhren Biebricher Gesellen zum Ersten Deutschen Gesellentag nach München. Die Thematik stand unter der großen Zeitfrage „Gott und Volk – Volk und Stand – Stand und Staat“. Der Gesellentag musste wegen des Terrors der SA-Truppen ( Sturmabteilung, eine Gliederung in der NSDAP ) vorzeitig abgebrochen werden. Das Biebricher Bannertuch wurde dabei beschädigt. Es wehte letztmalig in der Öffentlichkeit, seitdem wird es von uns sorgfältig aufbewahrt.

 

Im Herbst 1933 erhielten die Gesellenver –eine zusammen mit den Jünglingsvereinen und den Schutzvorständen, denen haupt –sächlich ältere Meister angehörten, offiziell den Namen „Deutsche Kolpingsfamilie“. Zu diesem Zeitpunkt wurden aber noch keine Frauen aufgenommen.

1934 verboten die Nationalsozialisten das öffentliche Auftreten der katholischen Jugendverbände und 1939 lösten sie die katholischen Arbeitervereine im Regierungsbezirk Wiesbaden auf.

In der Folgezeit war nur noch eine innerkirchliche Betätigung möglich.
Durch den Bombenangriff vom 13.Januar 1945 war das Vereinslokal „Josefshaus“ zerstört worden und bei Kriegsende stand fest, das das Vereinsarchiv vernichtet worden war.

Am Ende des zweiten Weltkrieges ( 1939 bis 1945 ) zählte man 14 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene; viele davon mussten auch in Biebrich aufgenommen werden. 1948 erfolgte die Währungs- reform; jeder fing wieder mit 40 DM an. Der Parlamentarische Rat erarbeitete unter Doktor Konrad Adenauer eine Demokratische Verfassung, und 1949 konstituierte sich schließlich de Erste Deutsche Bundestag. Deutschland war zur Demokratie gelangt.

Nach 1945 wurde unter dem Präses Kaplan Boes und Altsenior Balduin Hergenhahn die Arbeit der Kolpingfamilie neu belebt. Einige frühere Mitglieder des „Josephsver-eins“ ( gegründet 1883 ), der nach dem Kriege nicht wieder auflebte, schlossen sich der Kolpingfamilie an. Die Zusammenkünfte wurden in der Gaststätte „Kaiserhof“ abgehalten. Das „Josefshaus“ wurde tatkräftig wiede aufgebaut, es konnte jedoch zunächst nur das „Kolping-Stübchen“ bezogen werden und erst 1954 der große Saal.

951 gab es wieder die erste Fastnachtssitzung unter dem Präsidenten Kurt Muth und mit dem Wirt Jakob Kirchner.

Die großen Veranstaltungen mussten in anderen Biebricher Sälen abgehalten werden, so fand auch das 50-jährige Bestehen in der Biebricher Turnhalle am Rathenauplatz statt. Am Festakt nahmen unter anderem die Herren Oberbürgermeister Redlhammer und Diözesansenior K. H. Rudolf teil. Im Levitenamt wurde ein neues Banner geweiht.

Seit dem Kolpinggedenktag 1956 bestanden zwei Jungkolpinggruppen. In den Folgejahren setzte ein starker Zuzug von Mitgliedern ein. So hatte unsere Kolpingfamilie Mitte der 60er Jahre 160 Mitglieder, unterteilt in die Gruppierungen Jungkolping, Gruppe Kolping und Altkolping. Die Vereinsarbeit konnte auch auf gesellschaftspolitischem Gebiet aktiviert und soziale Aktionen gestartet werden; so wurde zum Beispiel Geld gesammelt, um Medikamente und chirurgisches Gerät für ein ehemaliges deutsches Krankenhaus im polnisch besetzten Oberschlesien zu bezahlen.

Pakete mit Kleiderspenden gingen an bedürftige Familien ebenfalls dorthin. Die Kolpingfamilie stiftete ein großes Chorfenster für die Sankt – Marien – Kirche. In dieser Zeit wurde Paul Schlicht Altsenior, nach der Amtsumbenennung nun Vorsitzender.

Anlässlich des 60. Stiftungsfestes mit einem beträchtlichen Bannermarsch mit 43 Bannern wurden DM 6.000 aus einer Haussammlung aufgebracht, um mit dem Betrag einen Volkswagen für die Mission in Ostafrika zu bezahlen.

Zu nennen sind schließlich noch zwei Jugendlager an der französischen Kanalkü- ste mit der freiwilligen Arbeit auf dem deutschen Soldatenfriedhof La Cambe 1961 und 1965, dem noch zwei Zeltlager in Österreich folgten.

Was hatte sich in diesen Jahren in der Politik ereignet? In Ostberlin und in der sowjetischen Besatzungszone wurde am 17. Juni 1953 und in den folgenden Tagen der Volksaufstand durch die Sowjet-truppen brutal niedergeschlagen.

Ab 1954 begann unter Ludwig Erhard das Wirtschaftswunder in der Bundesrepublik. Ein jäher Abbruch aller innerdeutscher Beziehungen erfolgte am 13. August 1961 durch den Bau de Berliner Mauer.

Von 1962 bis 1965 tagte das zweite Vatikanische Konzil in Rom.

Mitglieder unserer Kolpingfamilie nahmen an den zwei großen internationalen Rom-Wallfahrten teil, wobei sie 1962 mit dem ersten schwarzen Kardinal zusammen- trafen dem Empfänger des gestifteten Volkswagens.

Ein besonderes Ereignis war der Internationale Kolpingtag 1965 in Köln, an dem wir natürlich Anteil hatten.

Der US-Astronaut Neil Armstrong betrat am 21.07.1969 als erster Mensch den Mond.

Ab 1966 bis heute findet ein Adventsbasar in der Pfarrei Sankt – Marien statt, der von Kolpingbruder Kurt Muth, sowie Frau Marga Volpert und einem Freundeskreis initiiert wurde, um die Portokosten für die zahllosen Pakete an die zwei Krankenhäuser in Bangalore in Indien zu erwirtschaften. In all den Jahren sammelte Kurt Muth unermüdlich Medikamente, um wöchentlich sechs bis zehn 12-Kilo-Pakete zu packen und zu versenden. Für diese langjährige, herausragende Aktion wurde unser Kolpingbruder am 1. Juni 1983 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Unter dem Vorsitz von Paul Schlicht erweiterte sich der Kreis der Mitglieder und damit die Arbeit, zumal seit 1966 auch Frauen und Mädchen aufgenommen werden konnten. So hatte die Kolping- familie im Jahr 1975 auch eine Frauen- gruppe mit 17 Frauen und zwei Mädchengruppen.

Dies war auch das Jahr, in dem die Volljährigkeit von 21 Jahren auf 18 Jahre herabgesetzt wurde.

Das 75. Stiftungsfest war ein neuer Höhepunkt, von dem Impulse für die vereinsinterne Arbeit, wie auch für das Auftreten in der Öffentlichkeit ausgingen.

Während des Festaktes verlieh die Landeshauptstadt Wiesbaden der Kolpingfamilie die Silberne Stadtplakette. Es gratulierten für die Arbeitsgemeinschaft der Biebricher Vereine und Verbände Herr Franz Sippel, der Ortsbeiratsvorsitzende Herr Dieter Löber und der Diözesan- vorsitzende Herr Anton Fütterer, sowie die vier letzten Präsides Pfarrer Keller, Schwab, Hilf und Bausch.

n den Folgejahren stieg die Mitgliederzahl wieder auf 147 Personen, nachdem sie zuvor auf unter 100 Mitglieder gefallen war. Zu der normalen Arbeit kam jährlich ein Flohmarkt hinzu, dessen Erlös dem Entwicklungs- und Ausbildungsfonds der Dritten Welt, der „Aktion Brasilien“, unserer eigenen Jugendarbeit oder der Polenhilfe diente. Nun wurde auch die Bildungsarbeit auf Wochenendseminare ausgedehnt und die 5 – Tage – Kultur- und Gesellschaftsfahrten wurden aufgenom- men.

Schließlich kam das Jahr 1978 mit einem großen Wermutstropfen. Das „Josefshaus“, welches seit der Gründung das Vereins- lokal war, musste verlassen werden, da die Kirchengemeinde Sankt – Marien mit dem „Kettelerhaus“ ein neues Gemeindezen- trum geschaffen hatte. Die Kolpingfamilie erhielt dankenswerterweise hier einen Raum, das „Kolpingzimmer“.

Als die Kolpingfamilie den 80. Geburtstag feierte, zeigte sie in einer Ausstellung die internationalen sozialen Anliegen und ihre Hilfe, sowie ihre Arbeit im Bildungs- und Freizeitbereich. Der Höhepunkt jedoch war eine Wallfahrt zum Grabe Adolph Kolpings in der Minoritenkirche in Köln und zu seinem Geburtshaus in Kerpen.

Inzwischen hatte die Bundesrepublik Deutschland die XX. Olympischen Sommerspiele in München ausgerichtet. Wir haben den Ölpreisschock überwinden müssen. RAF-Terroranschläge erschütter- ten unser Land. Das Europäische Parla- ment wurde erstmals direkt gewählt. Schließlich brach das kommunistische Regime der DDR zusammen und die Wiedervereinigung konnte 1990 endgültig vollzogen werden.

In der Zeit des Vorsitzenden Horst Strecker (1984 – 2002) finden regelmäßig gut besuchte Bildungsabende und eigene oder bezirkliche Wochenendseminare auf allen Gebieten wie Familie, Beruf, Kirche und Staat statt. Die Aktion „Werkzeuge und Maschinen für die Dritte Welt“ muss genauso erwähnt werden, wie das Kegeln und die Rückengymnastik.

Nach wie vor werden die großen Fastnachtsveranstaltungen durchgeführt, zur Freude der Senioren und der Bevölker-ung. Seit 1987 stehen die Theateraufführ- ungen, dank der Eigeninitiative unserer jungen Laienschauspieler, wieder im Programm. Die jeweils vier Abende erfreuen sich großer Beliebtheit, zumal der Reinerlös jeweils einer gemeinnützigen Organisation zufließt.

Im Jubiläumsjahr 1991 gliederte sich die gesamte Arbeit auf in Bildungsveranstalt- ungen, Flohmarkt, Mosburgfest, Maian- dacht, Festumzug anlässlich der Gibber Kerb, um nur einige zu nennen. Der Jubiläumstag wurde unter anderem begangen mit einem festlichen Abend, in dem der Bezirksvorsitzende Bernhard Gläser einen Festvortrag über die Chronik der Biebricher Kolpingfamilie hielt. Der Höhepunkt jedoch war die Busfahrt nach Sorrent in Süditalien und die Teilnahme an der Seligsprechung unseres Gesellenvaters Adolph Kolping am 27. Oktober 1991 in Rom.

Das 95. Stiftungsfest wurde gemeinsam mit dem 120. Weihetag der Sankt – Marien – Kirche mit Jugendgottesdienst, einem festlichen Hochamt, Markttreiben, Flohmarkt, Buntem Abend und Festvortrag von Herrn Dr. Rolf Faber begangen.

Ab Anfang der 70er Jahre findet noch eine jährliche Familienfreizeit im Jugendhaus Dornburg bei Frickhofen im Westerwald statt. Bis zu 40 Erwachsene mit ihren Kindern und Jugendlichen verlebten hier schon ein unbeschwertes Wochenende.

Um uns ein Bild von der aktuellen Politik zu machen, fuhren wir nach Straßburg, um einer Debatte des Europäischen Parlaments beizuwohnen.

Das letzte herausragende Ereignis war die Teilnahme am Internationalen Kolpingtag in Köln. Vom 29.09. bis 01.10.2000 faszinierte uns und bis zu 50.000 Kolping-leute das Motto „Kolping im Wandel – update 2000“, mit der Eröffnungsveranstalt ung in der Kölnarena, mit den Foren am folgenden Rag und dem Festhochamt und Abschlussveranstaltung im Müngersdorfer Stadion.

In den vergangenen Jahren engagierten wir uns für die jungen Menschen, für die Familie, die Arbeitswelt und die Eine Welt, unter anderem auch mit der diözesanweiten Altkleidersammlung unter „Fairwertungsbedingungen“ zu Gunsten des Kolping-Familienferiendorfes Herbstein und tun dies noch heute.

Das Programm von Adolph Kolping, das seitdem mehrfach erweitert wurde, ist eine fortdauernde Herausforderung. Wir, 185 Mitglieder, bemühen uns, der Forderung zu entsprechen., genauso wie die 276.397 Mitglieder (Stand Ende 2000) in Deutschland und die insgesamt fast 450.000 Mitglieder in 5.200 Kolpingfamilien (Stand Ende 2000) auf allen Kontinenten.

Wir hoffen, bitten und beten darum, dass die Impulse anlässlich der Seligsprechung Adolph Kolpings zur weiteren Ausbreitung des Kolpingwerkes führen mögen.

Wir sehen die Verpflichtung durch verantwortliches Mitdenken, Mitsprechen und Mithandeln in allen Gesellschafts- bereichen, um die sozialen und wirtschaft-lichen Verhältnisse in allen Ländern zu verbessern.

 

Bernhard Gläser